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Kontrakturen

Als Kontraktur (lat. contrahere = zusammenziehen) bezeichnet man eine dauerhafte Verkürzung von Sehnen, Muskeln und Bändern, die wiederum zur Einschränkungen in der Beweglichkeit führt. Gelenkpfanne und Gelenkkugel können miteinander vollständig verwachsen. Bewegungen sind dann nicht mehr möglich. Kontrakturen sind zumeist von Dauer und können nur sehr schwer und nur in ganz wenigen Fällen wieder zurückgebildet werden. Sie können bis zur vollständigen Versteifung führen. Der Betroffene ist in der Regel nicht mehr in der Lage, ein von einer Kontraktur betroffenes Gelenk zu bewegen. Es kann dann nur noch passiv durch die Pflegekraft bewegt werden. Das Bewegen des Gelenks gestaltet sich oft schwierig und ist häufig mit Schmerzen verbunden. Eine vorübergehende Funktionseinschränkung, z. B. nach dem Tragen eines Gipses ist noch keine Kontraktur, solange die Funktionalität durch Training und Krankengymnastik wieder hergestellt werden kann. Eine solche Funktionseinschränkung kann allerdings als “Vorstufe” zu einer Kontraktur betrachtet werden. Findet kein Training statt, so kann es in kürzester Zeit zu einer Kontraktur kommen.

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Themenüberblick Kontrakturen

Nachfolgend bieten wir einen umfassenden Überblick über verschiedene Aspekte im Zusammenhang mit dem Themenbereich Kontrakturen. Von den differenzierten Arten von Kontrakturen, den Risikofaktoren bis hin zur Prophylaxe – dieser Überblick veranschaulicht die Vielschichtigkeit des Themas und hilft Ihnen ein ganzheitliches Verständnis dieser herausfordernden Erkrankung zu gewinnen.

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Themenschwerpunkt Kontrakturen

DIVERSE FORMEN VON KONTRAKTUREN

Die Vielfalt der Kontrakturtypen, angefangen von Beugekontrakturen bis hin zu Adduktionskontrakturen, erfordert differenzierte Ansätze in der Prävention und Behandlung. Im Folgenden werden wir einen Überblick über fünf verschiedene Formen von Kontrakturen geben, die in der alltäglich Pflege Relevanz haben, um ein besseres Verständnis für ihre Ursachen und therapeutischen Ansätze zu vermitteln. Es gibt weitere Arten von Kontrakturen, beispielsweise die Dermalkontraktur oder die Neurogene Kontraktur, welche letztendlich auf diesen fünf beschriebenen Arten basieren.

Beugekontraktur

Eine Beugekontraktur entsteht bei einer Verkürzung von Sehnen, Bändern und Muskeln an der Gelenkinnenseite. In der Praxis kann man dies daran erkennen, dass der Arm nicht mehr vollständig ausgestreckt werden kann. Der Arm bleibt gebeugt. Ebenso lässt sich dies auf alle anderen Körperregionen übertragen.

Streckkontraktur

Die Streckkontraktur ist das Gegenteil zur Beugekontraktur. Hier kommt es zu Verkürzung von Sehnen, Muskeln und Bändern an der Außenseite, was zur Folge hat, dass ein Arm oder ein Bein nicht mehr gebeugt werden kann.

Spitzfußkontraktur

Der Spitzfuß gehört insbesondere bei immobilen Bewohnern zur am schnellsten entstehenden Kontraktur. Der Fuß wirkt, als würde er nach vorne ausgestreckt werden. Der Bewohner ist nicht mehr in der Lage den Fuß anzuziehen. Das Stehen auf beiden Füßen ist somit nicht mehr möglich. Hierbei sei noch angemerkt, dass es in früheren Zeiten eine “Spitzfußprophylaxe gab”. Diese Prophylaxe wird in der Regel inzwischen in die Kontrakturenprophylaxe eingefasst.

Abduktionskontraktur

Abduktionskontraktur bedeutet so viel wie “abgespreizt”. Ist etwa ein Arm abgespreizt und kann nicht mehr an den Körper herangedrückt werden, so bezeichnet man dies als Abduktionskontraktur.

Adduktionskontraktur

Die Adduktionskontraktur ist das Gegenteil zur Abduktionskontraktur. Hier kann das Körperteil nicht mehr vom Körper abgespreizt werden. In der Pflege erkennt man das häufig daran, dass der Arm einer Person fest an den Bauch gepresst zu sein scheint. Man kann dann aufgrund der Kontraktur die Achselhöhlen nur noch schlecht erreichen.

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Risikofaktoren von Kontrakturen

Die Vielfalt der Kontrakturtypen, angefangen von Beugekontrakturen bis hin zu Adduktionskontrakturen, erfordert differenzierte Ansätze in der Prävention und Behandlung. Im Folgenden werden wir einen Überblick über fünf verschiedene Formen von Kontrakturen geben, die in der alltäglich Pflege Relevanz haben, um ein besseres Verständnis für ihre Ursachen und therapeutischen Ansätze zu vermitteln. Es gibt weitere Arten von Kontrakturen, beispielsweise die Dermalkontraktur oder die Neurogene Kontraktur, welche letztendlich auf diesen fünf beschriebenen Arten basieren.

Immobilität

Sitzt ein Bewohner im Rollstuhl und ist somit quasi immobil, besteht ein Kontrakturenrisiko, da die Beine in aller Regel nicht mehr vollständig bewegt werden können. Ebenso liegt eine Kontrakturengefährdung auch bei allen anderen Arten von Immobilität vor. Insbesondere bei Schlaganfallpatienten (Apoplex) in Verbindung mit einer Hemiplegie oder einer Hemiparese besteht ein hohes Risiko, da hier Körperteile nicht mehr gezielt gesteuert bzw. bewegt werden können.

Inaktivität

Wird über lange Zeit ein Gips getragen, besteht ein hohes Kontrakturenrisiko. Insbesondere falsche Lagerungen und fehlende Mobilisation führen in Pflegeheimen oft zu Kontrakturen. Insbesondere Spitzfüße entstehen durch falsche Lagerungsmaßnahmen oder nicht ausreichende Mobilisation. Werden die Füße im Bett so gelagert, dass sie aufrecht stehen, wird ein Spitzfuß automatisch vermieden. Bei der Mobilisation der Person sollte diese (im Rahmen der Möglichkeiten) einige Zeit auf beide Füße gestellt werden. Auch das stundenweise Anziehen von festen Schuhen im Bett hat sich als äußerst hilfreich erwiesen.

Schonhaltung

Hat ein Bewohner in einem Gelenk Schmerzen, so kommt es automatisch zu einer Schonhaltung. Auch hierdurch können schnell Kontrakturen entstehen, wenn keine Maßnahmen gegen die Schmerzen ergriffen werden. Zur Einschätzung von Schmerzen und der Auswirkung auf den Bewegungsapparat hilft das Hinzuziehen der Schmerzerfassung. Hier kann man erkennen, wann interveniert (d. h. eingegriffen) werden sollte. Es sollte in jedem Fall der Kontakt mit dem Hausarzt gesucht werden.

Medikamente

Zahlreiche Medikamente sorgen beim Betroffenen für Müdigkeit. Die Müdigkeit trägt in den meisten Fällen dazu bei, dass sich die Person weniger bewegt als sie sollte. Die mangelnde Bewegung kann dann, je nach Ausmaß, zu einem Kontrakturenrisiko führen.

Weitere Risikofaktoren für Kontrakturen

Generell besteht ein erhöhtes Risiko für Kontrakturen, wenn Bewegungen vermieden werden. Zudem kann eine anhaltende Fehlstellung aus diversen Gründen ein erhebliches Risiko für die Entwicklung von Kontrakturen darstellen. Dieses Risiko unterstreicht die Bedeutung einer regelmäßigen und vielseitigen Bewegung sowie der frühzeitigen Korrektur von Fehlstellungen, um der Entstehung von Kontrakturen entgegenzuwirken. Eine gezielte physiotherapeutische Intervention und ergotherapeutische Maßnahmen können eine entscheidende Rolle spielen, um die Mobilität zu fördern und das Risiko von Kontrakturen zu reduzieren.

Diese Faktoren können Kontrakturen ebenfalls fördern:

  • allgemeiner Bewegungsmangel
  • Bettlägerigkeit
  • Ortsfixierung z. B. im Sessel oder im Rollstuhl
  • degenerative oder akut entzündliche Gelenkerkrankungen
  • Frakturen
  • rheumatische Erkrankungen
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Kontrakturenprophylaxe

In der Praxis ist es wichtig, Kontrakturen zu vermeiden und prophylaktisch vorzubeugen, sodass es gar nicht erst zu einer Kontraktur kommt. Dies ist nicht immer einfach, da viele Betroffene aufgrund von Vorerkrankungen oder mangelnder Einsicht die Maßnahmen teilweise ablehnen oder nicht in der Lage sind aktiv an den Maßnahmen mitzuarbeiten. Besonders bei an Demenz erkrankten Menschen muss häufig immer wieder viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, damit diese sich auf die prophylaktischen Maßnahmen zur Vermeidung von Kontrakturen einlassen und aktiv mitarbeiten.

Sind bereits Kontrakturen vorhanden, ist es in der Praxis schwierig diese langsam wieder zu lösen. Diese Aufgabe wird, wenn möglich, von ausgebildeten Krankengymnasten übernommen, da hier eine wesentlich umfangreichere Ausbildung in diesem Bereich vorliegt. Maßnahmen werden daher zuvor immer mit dem behandelnden Hausarzt abgesprochen. Werden kontrakturlösende Maßnahmen durchgeführt, ist es besonders wichtig, auf die Schmerzgrenze des Bewohners zu achten. Diese sollte nicht überschritten werden. Stellen sich Anzeichen von Schmerzen bei der Bewegung ein, muss der Hausarzt darüber informiert werden. Es wird dann ein Bedarfsmedikament gegen Schmerzen angeordnet, damit der Bewohner die Bewegungen weiterhin durchführen kann.

Hauptsächlich versucht man mit Bewegung und Mobilisation Kontrakturen entgegenzuwirken. Diese Methode ist auf alle Gelenke im Körper übertragbar. In der Praxis werden daher prophylaktische Maßnahmen für Mobilisation und Bewegung 4 bis 6 Mal pro Schicht durchgeführt. Nur so können Kontrakturen in der Pflege effektiv vermeiden werden.

Das Pflegeziel ist also, der Kontrakturenbildung durch prophylaktische Maßnahmen vorzubeugen, Kontrakturen durch Pflegefehler zu vermeiden, und bestehenden Kontrakturen wieder zu lösen.

Krankengymnastik als Kontrakturenprophylaxe

Generell sollte bei jeder Person mit Kontrakturengefährdung das Hinzuziehen eines Krankengymnasten mit dem Arzt besprochen werden. Gerade bei Bewohnern, bei denen sich das Bewegungsbild verschlechtert, ist dies eine gute Sache. Viele Ärzte sträuben sich hier aber aufgrund des knappen Budgets davor. Durch Krankengymnastik und spezielle Übungen wird das Bewegungsbild wieder gebessert, der Betroffene erhält mehr Lebensqualität, und Kontrakturen werden kurz- und mittelfristig vermieden.

Förderung der Eigenbewegung

Man sollte Menschen, die noch mobil sind, im Rahmen ihrer Möglichkeiten immer wieder zu Spaziergängen auf dem Wohnbereich oder innerhalb der Einrichtung auffordern und motivieren. Es hilft bei geistig fitten Patienten oft auch, die Gefahren aufzuzeigen und zu erklären. Mit der Ergotherapie im Haus können spezielle Maßnahmen wie Handarbeiten, Sitzgymnastik und motorische Übungen abgesprochen und geplant werden. Zum Bewegen der Hände und Füße kann ein Hand- oder Fußbad hilfreich sein. Da die Hände besonders für Kontrakturen gefährdet sind, bietet es sich an, Bälle, Waschlappen o. ä. in die Hand des Betroffenen zu geben. Man kann dann die Person dazu auffordern, den Gegenstand zu kneten o. ä. Ggf. sollte diese Maßnahme unter Anleitung bzw. unter Mithilfe durch das Personal erfolgen, wenn der Betroffene dies kognitiv nicht mehr umsetzen kann.

Fixierungen wenn möglich vermeiden

Fixierungen sind bei einigen Bewohnern aufgrund von Eigengefährdung notwendig. Man sollte Fixierungen aber wirklich nur dann einsetzen, wenn sie unvermeidlich sind. Es sollte regelmäßig geprüft werden, ob die Fixierung gelockert oder vollständig gelöst werden kann. So hat der Bewohner die Möglichkeit sich mehr zu bewegen und das Kontrakturenrisiko zu senken.

Verzicht auf Weichlagerungsmatratze und Wechseldrucksystem

Sollte das Dekubitusrisiko nicht all zu hoch sein, sollte man überlegen, ob es sinnvoll ist auf Weichlagerungsmatratzen bzw. Wechseldrucksysteme zu verzichten. Durch das tiefere Einsinken bei diesen Matratzen werden die Eigenbewegungen eingeschränkt.

Kontrakturenprophylaxe durch richtige Lagerung

Es sollte darauf geachtet werden, dass physiologisch sinnvoll gelagert wird. Dies kann man erreichen, indem z. B. die Beweglichkeit nicht durch Kissen vollständig eingeschränkt wird. Insbesondere beim Zudecken sollte man darauf achten, dass kein Druck von oben auf die Fußzehen ausgewirkt wird. Es wird sonst ein Spitzfuß gefördert. Speziell beim Thema Spitzfuß ist es ratsam ein Kissen zwischen Fuß und Fußteil des Bettes zu legen, sodass der Fuß im Bett aufrecht steht. Der Fuß sollte wie beim Stehen ca. 90° angewinkelt sein.

Passives bewegen durch das Pflegepersonal

Bei Bewohnern, die bettlägerig, ortsfixiert oder nicht mehr in der Lage sind aktive Bewegungen durchzuführen, ist die Kontrakturenprophylaxe besonders wichtig. Hier übernimmt das Pflegepersonal den aktiven Teil der Arbeit. Der Bewohner verhält sich hierbei passiv. Mindestens zweimal täglich sollten, angefangen bei den kleinen bis hin zu den großen, jedes Gelenk durchbewegt werden. Unbedingt zu beachten ist, dass bei den kleinen Gelenken begonnen werden muss. Bei der Durchbewegung der Gelenke wird immer rumpfnah (proximal) gehalten und körperfern (distal) bewegt. Möchte man z. B. die Fußzehengelenke durchbewegen, so hält man den Fuß an der Verse mit der einen Hand und bewegt die Gelenke mit der anderen Hand. Die Reize auf das Gelenk bleiben so erhalten, und die Muskeln werden vor Atrophie geschützt. Eine Schrumpfung der Gelenkkapsel wird vermieden.

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